Kanda Matsuri 〈神田祭〉
Es ist Kanda Matsuri — und zwar im 150. Jahr. Das Fest geht bis ins 17. Jahrhundert zurück und gehört neben dem Fukagawa Matsuri und Sannō Matsuri zu den drei größten traditionellen Festen in Tokio.

Schon kurz nachdem wir in unserem neuen (temporären) Zuhause angekommen waren, ist uns immer wieder aufgefallen wie in unserem Stadtviertel Kanda interessante Dinge vor sich gingen: An vielen Läden wurden plötzlich Papierlampions aufgehangen. An manchen Stellen wurden Bambuspavillions, mühsam nur aus Bambusstangen und Schnur, aufgebaut. Aushänge, mit für uns nicht erkennbarem Inhalt, begannen an vielen Stellen im Viertel aufgehängt zu werden.

Zunächst vermuteten wir einen potenziellen Zusammenhang mit der Kommunalwahl, letztlich konnte Google Translate dann aber doch irgendwann für Aufklärung sorgen: Es ging um das Kanda Matsuri 〈神田祭〉 (Kanda Fest) — und zwar im 150. Jahr. Das Fest geht bis ins 17. Jahrhundert zurück und gehört neben dem Fukagawa Matsuri und Sannō Matsuri zu den drei größten traditionellen Festen in Tokio.



Bevor es losgeht ein Besuch am Schrein.
Bei einem solchen Fest werden von Vereinen, Nachbarschaftsorganisationen, lokalen Tempeln und Firmen sogenannte Mikoshi 〈神輿〉 durch das Stadtviertel getragen, um Glück zu spenden. Die Mikoshi werden dabei feierlich "geweiht", sodass die lokale Shinto-Gottheit (Kami 〈神〉) für die Dauer des Festes in die Mikoshi einziehen kann.

Die einzelnen Gruppen tragen sogenannte Happi 〈法被〉. Das sind spezielle Jacken, über die die Zugehörigkeit zur jeweiligen Gruppe erkennbar gemacht wird. Das kann der lokale Schrein sein - oder aber der Supermarkt in dem man arbeitet. Es gibt Gruppen, die nur aus Frauen bestehen, Gruppen, die zusätzlich noch Trommler und Lampionträger mitbringen, Gruppen von schwer angetrunkenen Männern und sogar eine (etwas kleinere) von Kindern getragene Mikoshi. Für das nächste Fest in zwei Jahren ist Charlotte schon eingeladen.

Nachdem die Sänften schon am Freitagabend und während des Samstags durch verschiedene Ecken des Stadtviertels getragen wurden, fanden am Sonntag alle den Weg zum Hauptschrein unseres Stadtteils, dem Kanda Myōjin 〈神田明神〉. Die Sänften werden beim Tragen rhythmisch geschüttelt und machen Besuche bei den lokalen Geschäften, um Glück und gute Geschäfte für die nächsten beiden Jahre zu bringen. Im Gegenzug bekommen die TrägerInnen dort etwas zu essen und zu trinken.
Im Bewegtbild heute hier:
Es ist jetzt Sonntag, eine Woche später, Charlotte kämpft sich nach einem langen Tag am Meer in den Schlaf und unser Container ist gestern in Yokohama angekommen. Wir werden damit in Kürze schon in unser finales Heim in Tokio ziehen. Ein bisschen Wehmut ist dabei. Wir sind sehr froh gewesen, dass wir das Kanda Matsuri als "Einwohner" miterleben durften.

— cjb aus Kanda (noch)